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Braucht es Sparring? Was machen Schläge mit dem Gehirn? - CTE

Aktualisiert: 11. Apr.


Zwei Boxer bekämpfen sich im Boxring
Bild von Unsplash.com

Wir Kampfsportler*innen kennen es. Besonders, wenn wir regelmässig Sparring machen. Man will nur mal eine schnelle Runde "easy" Sparring machen, fängt locker an, kommt in den Flow und bevor man sich versieht, geht es etwas wilder zu und her.

 

Im Idealfall gehen beide Trainingspartner müde und zufrieden nach Hause. Ab und zu kommt es aber auch vor, dass einem der Schädel dröhnt von dem einen Punch oder Kick, den man nicht mehr rechtzeitig geblockt hat.

 

Kennst du das?

Hattest du nach Partnerübungen oder Sparring auch schon einen vernebelten Kopf? Dann ist dieser Blogartikel für dich.

 

 

Kopftrauma durch Schläge

 

Lass uns gleich, wie ein Punch ins Gesicht, mit der unangenehmen Wahrheit anfangen: Schläge auf den Kopf schädigen das Gehirn.

 

Besser gesagt, die Axone im Gehirn. Ein Axon, das ist der Fortsatz der Nervenzelle. Die Axone leiten Impulse an andere Nervenzellen weiter und sorgen für die Informationsverarbeitung im Gehirn.

 

Solche Schädigungen setzen so genannte Tau-Proteine im Gehirn frei, welche dann zu Ablagerungen verklumpen. Dadurch wird ein Prozess in Gang gesetzt, der zum allmählichen Absterben der Nervenzellen führen kann.

 

Und es wird noch heftiger - um die Axone zu schädigen musst du weder K.O. gehen, noch eine Hirnerschütterung haben. Repetitive Schläge auf deinen Kopf reichen aus.

 

 

Chronisch Traumatische Enzephalopathie (CTE)

 

CTE ist eine Art Demenz, die mit der Zeit durch wiederholte Kopftraumata entstehen kann.


Früher wurde die Krankheit bei Boxern als Punch-Drunk-Syndrom bezeichnet. Aber CTE ist längst kein isoliertes Problem des Boxsports.

 

Gefährdet sind Athlet*innen, die Kontaktsportarten betreiben. Das sind Sportarten, bei welchen  Schläge oder Stürze häufiger vorkommen. Nebst Kampfsport sind das zum Beispiel American Football, Fussball, Eishockey etc.

 

Symptome der Chronisch Traumatischen Enzephalopathie sind kognitive und motorische Störungen, aber auch Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen. Es kann sich als eine Art Demenz oder Alzheimer, oder auch Depression äussern. Emotionale Labilität, Impulsivität, Reizbarkeit bis hin zu Halluzinationen und Fälle von Selbstmord können die Folge von CTE sein.

 

An 152 Gehirnen toter Sportler*innen unter 30 Jahren wurde eine Untersuchung gemacht. Die Mehrheit der Athlet*innen hatte American Football gespielt. Die Untersuchungen ergaben, dass 41,4 Prozent die für CTE typischen Veränderungen aufwiesen.

 

Mit Gewissheit lässt sich CTE erst anhand von Laboruntersuchungen an den Gehirnen Verstorbener feststellen.

 

 

Merci vill mal, Tanja

 

Wenn du jetzt denkst: "Merci vill mal, Tanja, das wollte ich gar nicht erst wissen!", lass mich dir sagen: Ich verstehe dich. Es geht mir doch auch so.

 

Aber ich glaube es gibt einen Weg, deinen Lieblingssport auzuüben und gleichzeitig auf dein Gehirn aufzupassen. Ebenso finde ich, dass es enorm wichtig ist im Sport über diese unangenehme Wahrheit zu sprechen.

 

Wir können nur fundierte und kluge Entscheidungen fällen wenn wir wissen, was auf dem Spiel steht. Zu leben ist ein Risiko. Aber das heisst nicht, dass du ohne zu gucken über die Strasse gehen sollst. Verstehst du, was ich meine?

 

Ein extremes Beispiel sind die Internet Videos, in denen ein Trainer seine Athlet*innen abhärtet. Durch Punches auf den Kopf. Oder wenn eine Doku zeigt, wie die Shaolin ihre Köpfe abhärten und dadurch die Schädeldecke an Dicke zunimmt. Wozu der Sche*ss?

 

Willst du Partnerübungen gegen den Kopf machen oder gegen den Handschuh? Brauchst du wirklich drei Sparringseinheiten pro Woche? Willst du vier Kämpfe im Jahr machen oder einen?

 

Ist es den Preis wert, den du zahlst?

Die Antwort musst du für dich selber finden.

 

 

Sparring oder kein Sparring

 

Ich stecke hier im selben Boot wie du. Als Kampfsportlerin will ich sparren. Ich liebe Sparring. Als Kampfsporttrainerin "muss" ich manchmal sparren. Wie also geht man damit um?

 

Es gibt tatsächlich einige UFC Fighters, die immer seltener sparren und wenn, dann meistens leichte Sessions mit ausgewählten Partnern. Leider hat eine deutsche Suche im Internet nichts dazu ergeben. Ob uns hier die amerikanischen Athleten voraus sind?

 

Jedenfalls ist es doch so: Du musst lernen, mit Schlägen und Härte umzugehen, wenn du in den Ring willst. Also musst du zwangsläufig auch mal eins kassieren. Die Frage ist aber auch, wie oft und wie lange ist das nötig? Irgendwann weisst du wie es ist, einzustecken und weiterzumachen. Irgendwann musst du nichts mehr beweisen.

 

Aber genau hier sehe ich häufig die Problematik in den Gyms: Die Egos. Nicht nur von den Schülern. Auch von den Trainern. Dabei scheinen viele im Kampfsport sich zu sehr darauf zu fokussieren, im Moment harte Kämpfer heranzuzüchten. Aber wo diese Kämpfer in 5, 10 oder 15 Jahren stehen, wird aussen vor gelassen.

 

Im Spitzen-, aber auch besodners im Amateursport soll die Frage aber lauten: "Wie kann ich meine Kämpferin auf möglichst gesunde weise zu einer Spitzenkämpferin machen?"

 

Leicht ist das nicht. Aber möglich.

 

 

Wie du dich zusätzlich schützen kannst

 

Einige Dinge wie weniger häufigere und weniger harte Sparring Sessions und Partnerübungen in den Handschuh (und nicht in die Deckung) habe ich bereits angesprochen. Aber was kannst du sonst noch tun?

 

Regeneration ist sicher wichtig. Ich kann dir nicht sagen, wie häufig ich Kämpfer sehe, die direkt nach dem Kampf wieder im Gym stehen. Oder direkt nach einem K.O. im Training. Dabei soll sich das Gehirn erholen können. Wenn du dir diese Zeit nicht gibst, machst du den Schaden noch schlimmer.

 

Auch gibt es Schützer für den Kopf. Wie gut die verschiedenen Helme sind, weiss ich nicht. Ich habe mehrfach gehört, diese taugen wenig. Aber das müsste man schon richtig testen können. Ich persönlich setze eher auf die "Stirnbänder" von der marke Rezon. Diese haben eine spezielle Konstruktion, welche die Schlagenergie gegen den Kopf ableitet und somit deren Krafteinwirkung auf das Gehirn reduziert.

 

Wie gut das Stirnband ist, weiss ich nicht mit Sicherheit. Der Fakt, dass es speziell für die Prävention von CTE entwickelt und getestet wurde, lässt mich aber glauben, dass es zumindest besser ist als ein Standardhelm.

 

Wenn du Interesse hast, auf https://www.rezonwear.com/ kannst du es bestellen. Ich habe auch eins.

 

 

Wie geht es für den Kampfsport weiter?

 

CTE muss noch genauer erforscht werden. Zum Beispiel bleibt die Frage, wieso einige Menschen mit wiederholten Kopftraumata CTE entwickeln und andere nicht.

 

Im Sport wird die Forderung lauter, alle gefährlichen Sportarten anzupassen, um die Zahl der Schläge gegen den Kopf und deren Intensität zu minimieren. Besonders bei Kids soll genau hingeschaut werden, denn Menschen im Wachstum sind besonders gefährdet.

 

Was heisst das für den Kampfsport? Sicher lässt sich das nicht sagen. Vielleicht werden die Regeln noch etwas verschärft oder Schutzausrüstungen verbessert.

 

Auch wird derzeit an neuen Anti-Tau-Medikamenten geforscht, um die Tau-Protein-Verklumpungen in den Griff zu kriegen. So viel jedenfalls aus meinem Laienverständnis.

 

 

 

Was dich angeht, bleib safe. Kenne das Risiko, freunde dich damit an und reduziere es, so gut du kannst. Ich jedenfalls, werde es so handhaben.










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