Die Gewaltbereitschaft ist in den vergangenen Jahren in der Schweiz und anderen Ländern gestiegen. Ich habe mir für die Vorbereitung für einen Selbstverteidigungskurs für Jugendliche die aktuellen Statistiken des BAG angeschaut. Diese möchte ich heute mit dir teilen und gemeinsam der Frage nach gehen:
Wieso steigt die Gewaltbereitschaft in der Schweiz?
Was heisst "Gewalt"?
Ich beziehe mich auch hier auf die Statistiken und Erklärungen desd BAG. Der Begriff "Gewalt" fasst sämtliche Strafbestände des Strafgesetzbuches (StGB) zusammen, welche die vorsätzliche Anwendung oder Androhung von physischer Gewalt gegen Personen beinhaltet.
Dabei wird unterteilt in die Kategorien "Gewalt", "Sexualisierte Gewalt" und "Häusliche Gewalt", wobei sich einige überschneiden.
Definition "Sexualisierte Gewalt":
Strafbestände, welche Gewalt und sexuelle Handlungen beinhalten. Diese wurden ohne das Einverständnis und gegen den Willen angedroht, aufgedrängt oder aufgezwungen. Und zwar gegen eine minderjährige oder erwachsene Person. Sexualisierte Gewalt umfasst unter anderem zum Beispiel den Aspekt der Ausnutzung von Abhängigkeit oder die Ausübung von Dominanz und Macht.
Defintion "Häusliche Gewalt":
Hier geht es um partnerschaftliche und intrafamiliäre Beziehungen. Die Straftaten der häuslichen Gewalt beinhalten eine vorsätzliche Verletzung der physischen, psychischen oder sexuellen Integrität einer Person. Dabei ist die Anwendung oder Androhung von physischer Gewalt nicht zwingend.
Die Entwicklung der Gewalt in der Schweiz:
Die Gewaltbereitschaft hat zunächst nach dem Jahr 2010 tendentiell eher abgenommen. Seit dem Jahr 2017 steigt sie jedoch wieder an.
Besonders erschreckend sind hier die Zahlen zur häuslichen Gewalt. Vielen ist bekannt, dass besonders in der Pandemie und im Lockdown die Straftaten zur häuslichen Gewalt gestiegen sind. Jedoch sind die Zahlen im Jahr 2022 wieder fast auf dem gleichen Niveau.
Dabei sind Frauen sowie Männer von häuslicher Gewalt betroffen, wobei der Anzahl der weiblichen Opfer höher liegt. Es kann in beiden Fällen von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.
Auch der Trend der sexualisierten Gewalt ist in den letzten Jahren tendenziell gestiegen.
Messerattacken:
Besonders interessiert hat mich als Selbstverteidigungstrainerin auch das Thema "Messerattacken". Da immer wieder davon gesprochen wird, dass diese ebenfalls zugenommen haben.
Beim BAG habe ich dazu keine Informationen finden können, Zitiere aber gerne einen Artikel der "NZZ" im Bezug auf die Messerattacken in Deutschland zum Jahr 2023:
"Laut Zahlen der Bundespolizei gab es im vergangenen Jahr 1160 Fälle von Messergewalt in Deutschland. Das ist ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zu 2022. In mehr als zwei Dritteln der Fälle sei mit den Messern tatsächlich zugestochen worden."
Wieso nimmt die Gewaltbereitschaft zu?
Das ist die grosse Frage, die wir uns als Gesellschaft stellen müssen lautet. Eine Antwort zu finden ist nicht ganz einfach. Es gibt dazu verschiedene Theorien. Einmal mehr habe ich mich durch einige interessante Berichte gelesen. Ich möchte mit euch teilen, was die "Berliner Morgenpost" und die "ZHAW" dazu für Theorien haben.
Die "Berliner Morgenpost" sagt dazu, dass Gewaltstatistiken nicht das ganze Ausmass zeigen. Sie erfassen nur die Fälle, die der Polizei auch tatsächlich gemeldet worden sind und seien allgemein eher Störungsanfällig. Es mache mehr Sinn, sich auf Opferbefragungen zu konzentrieren.
Wobei ich dazu sagen muss, dass nach meinen "Nachforschungen" her auch Opferbefragungen ein dunkels Bild zeigen.
Auch sei gemäss der "Berliner Morgenpost" eine höhere Anzeigebereitschaft wahrscheinlich mit ein Grund für den Anstieg.
Ebenso sieht der Bericht das gesellschaftliche Klima als ein grosses Problem an, welches zu einer erhöhten Gewaltbereitschaft führen kann. So seien die letzten Jahre der Pandemie, des Ukrainekrieges sowie die steigende Energiekosten und die Inflation grosse Risikofaktoren, welche die menschliche Psyche negativ beeinflussen und evtl. zu mehr Gewaltbereitschaft führen können.
Eine ähnliche Theorie vertritt die ZHAW in ihrem Bericht zur erhöhten Jugendkriminalität und deren möglicher Ursachen. Besonders den jungen Menschen soll eine verbesserte Zukunftsperspektive gegeben werden. Was im Bericht nicht erwähnt wurde und ich persönlich noch ergänzen will ist, dass die Klimaerwärmung sicher eine grosse Sorge ist, die nicht gerade zu einer verbesserten Zukunftsperspektive beiträgt.
Aber zurück zur ZHAW.
Eine schlechte soziale Lage ist immer ein Risikofaktor. Jedoch gab es weniger Schulabbrechende in den letzten Jahren unter Jugendlichen. Ausserdem sei die soziale Lage hinsichtlich Bildung und Job in der Schweiz für jüngere Menschen besser geworden.
Hier weist der Bericht darauf hin, dass eine subjektive und eine objektive Lage zwei verschiedene paar Schuhe sind. Eine Studie aus Deutschland ergab, dass mehr junge Menschen ihre Zukunft «eher düster» sehen.
Des weiteren wird in dem Bericht erwähnt, dass das Treffen mit Freunden als Freizeitaktivität allgemein weniger wichtig geworden ist. Eine unstrukturierte Freizeit, verbunden mit Langeweile, könnte ebenso einen Anstieg der Gewaltbereitschaft begünstigen.
Auch interessant: Das Delikt "Beteiligung Angriff" ist seit 2015 um 122% gestiegen. Das kann darauf hinweisen, dass Jugendliche sich vermehrt in gefährlichen Gruppen bewegen.
Auch ist der Alkohol- und Drogenkonsum in den letzten Jahren eher gestiegen unter Jugendlichen.
Das ist aber nur ein kleiner Ausschnitt des Berichts. Ich habe dir alle Quellen am Ende dieses Artikels hinterlegt.
Was denkst du?
Wieso nimmt die Gewaltbereitschaft stetig zu?
Teile mir gerne deine Meinung dazu mit.
Quellen:
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