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AutorenbildTanja Mäder

Spiking: K.O. Tropfen per Spritze?


Eine Spritze, aus der ein Tropfen Flüssigkeit austritt
Unsplash.com - Spritze

Meine Arbeitskollegin ist im Ausgangsalter.

Nicht (mehr) wie ich. Ich gehe um 22:00 Uhr schlafen.

"Neuerdings werden K.O. Tropfen mit Spritzen verabreicht!", sagt sie mir eines Tages, als wir uns über das Thema Ausgang, Sicherheit und Selbstverteidigung unterhalten. "Das spürst du nicht. Das siehst du nicht. Die Nadeln können infiziert sein."

In mir zieht sich alles zusammen.

Ich sage in den Selbstverteidigungskursen immer: "Lasst nie euer Getränk herumstehen und kauft es immer selbst."

Wenn das jetzt schon so zu und her geht, wie können wir Menschen, insbesondere Frauen und Mädchen schützen?

Ein Thema, dem ich unbedingt nachgehen muss.

Hier ist, was ich gelernt habe:

Die Geschichte dahinter

"Needle Spiking" tauchte erstmals im Herbst 2021 in Grossbitannien auf. Der erste Fall, der für viel mediale Aufmerksamkeit sorgte war der Fall von Sarah Buckle. Sie berichtet, dass sie mit ihren Freundinnen im Club war, als sie plötzlich anfing zu schreien und sic zu übergeben. Sie wurde auch immer wieder bewusstlos. Später stellte sie einen dunklen Fleck auf der Hand fest.

"Ein Wissenschaftler, der mit der Polizei zusammenarbeitet meinte, das sieht wie eine Einsichstelle aus.", sagt sie in einem Interview.

Später häuften sich die Fälle und Berichte über Opfer von unerklärbaren Einstichstellen. Und zwar in ganz Europa. Besonders auf Social Media haben sich entsprechende Videos schnell verbreitet. Auch die Medien haben das Thema "Spiking" schnell aufgegriffen und es folgte Meldung auf Meldung.

In einem spannenden Video vom YouTube Kanal strg_f (Link in der Quellenangabe am Ende des Artikels) haben sich die Journalisten nach weiteren Infos in Incel Foren und sogar im Dark Web umgeschaut. Sie fanden einige Diskussionen zum Thema K.O. Tropfen, jedoch keine zu "Spiking".

Die Opfer von "Spiking" Attacken fühlen sich oft nicht ernst genommen. Medizinische Fachpersonen tun Einstiche in manchen Fällen als Insektenstiche ab. Die Polizei findet scheinbar keine handfesten Beweise. Clubkameras haben nichts festgehalten und es ist schwierig, sich ein genaues Bild über die Situation zu machen.

Das sind die Fakten

Die Fakten sind, dass es in ganz Europa zahlreiche Fälle von "Spiking" gegeben haben soll. Videos, Bilder und Berichte von Betroffenen machen die Runde.

Spitäler finden häufig keine entsprechenden Substanzen im Blut. Sofern dieses überhaupt überprüft wurde. Da "Spiking" besonders häufig in Clubs und auf Festivals vorkommen soll, stehen Opfer meist schon unter Alkohol- oder Drogeneinfluss durch Selbstkonsum.

Medizinische Fachpersonen finden die Theorie, jemandem per Spritze gewisse Substanzen zu verabreichen eher unrealistisch. Man könne nicht einfach drauflosstechen und hoffen, die Substanz gehe ins Blut. Ausserdem muss man entsprechende Substanzen eher langsam verabreichen und können das kaum schnell und unauffällig per Spritze tun.

Die Polizei hat in den untersuchten Fällen keine klaren Beweise oder Verdächtige gefunden. Auch gibt es selten Berichte über Gewaltanwendungen und Übergriffe nach einem "Spiking".

In nur einem Fall wurde ein Mann verhaftet. Er wurde mit einer Spritze in der Tasche an einem Festival erwischt. In der Nadel befand sich eine Mischung zwischen Heroin und Kokain. Er sagt, diese wäre für den Eigengebrauch. Es sollen aber mehrere Personen gesehen haben, wie er eine Frau damit spritzte. Er wurde zwar verurteilt, aber bestreitet die Tat.

Das Opfer soll nichts bemerkt haben. Sie ging daraufhin in den Spital, wo nach ihren Angaben keine gründlichen Untersuchungen vorgenommen wurden. Ausserdem hatte die Frau selber Alkohol und Drogen konsumiert.

Alles Panikmache? Oder Realität?

Das ist die Millionen Dollar frage.

Ich kann sie euch nicht beantworten.

Opfern soll Glauben geschenkt werden und es ist nicht neu, dass solche Berichte eher abgetan werden und Opfer sich selbst überlassen sind.

Jedoch scheinen die Fakten eher dafür zu sprechen, dass die Theorie des "Neelde Spiking" durch die Aussage eines einzigen Menschen zu einem Selbstläufer wurde. Die Medien schienen sich auf diese Theorie gestürzt zu haben und haben sie als Fakt verbreitet.

Auch wurden in diversen Fällen Fakes gefunden. Videos von Spritzen zwischen Bus- oder Kinositzen oder auch Aussagen von Opfern, die scheinbar erfunden waren.

Wie du dich schützen kannst

Ob "Spiking" nun echt ist oder nicht - leider ist es ein Fakt, dass Frauen im Ausgang immer wieder durch Drogen unfähig gemacht oder unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ausgenutzt werden. Natürlich kann es auch andere Geschlechter treffen.

Ich kann dir nur sagen: Pass auf dich und deine Freund*innen auf. Am besten wäre es natürlich, wenn jemand von deiner Gruppe nüchtern bleibt und die Übersicht hält. Aber das ist natürlich nicht immer realistisch, das verstehe ich.

Sei immer skeptisch und vorsichtig bei Fremden. Sag anderen, wo du bist und wo du hingehst. Nimm keine fremden Drinks an und lasse diese nicht stehen. Vertraue auf dein Gefühl. Wenn es dir schlecht geht, informiere Freunde oder Barkeeper.

Es gibt ausserdem Armbänder, die du tragen kannst, die sich bei einem Drink mit K.O. Tropfen verfärben. Wie sicher diese sind kann ich dir jedoch nicht sagen. Aber es lohnt sich sicher, dies genauer anzuschauen.

An dieser Stelle herzlichen Dank liebe Arbeitskollegin für deinen Input.

You know who you are :)


Quellen:

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