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Nicht "gut genug"? Imposter Syndrom im Kampfsport

Autorenbild: Tanja MäderTanja Mäder


Graffiti eines Imposter Charakters des Computerspiels "among us"
Bist du der Imposter? Foto von Maro Donato auf Unsplash

Kennst du das?

 

Du bist im Sparring gegen einen der härteren Gegner in deinem Gym. Die Session läuft gut. Du blockst, weichst rechtzeitig aus. Du fühlst dich, als hättest du die Sache ziemlich unter Kontrolle.

 

Plötzlich ergibt sich der Moment, in dem du den perfekten Punch landen kannst. Du schlägst zu, BÄM! Der hat gesessen.

 

Dein Gegner ist überrascht.

Du bist überrascht.

 

Das war gut. Aber halt nur Glück.

Oder?

 


Was ist das Imposter Syndrom

 

"Menschen mit dem Hochstapler (Imposter)-Syndrom werten ihre eigene Leistung systematisch ab und fürchten, andere würden entdecken, wie unbegabt sie seien."

 

Das sagt der SRF in einem entsprechenden Bericht über das, scheinbar sehr verbreitete, Imposter Syndrom.

 

Das Imposter- oder Hochstaplersyndrom kommt in allen Sektoren vor, in denen eine Leistung abverlangt wird. Wenn du denkst, du wärst akademisch nicht gut, obwohl du studiert hast. Oder nicht gut in deinem Job, trotz jahrelanger Erfahrung. Oder nicht gut in deinem Sport, obwohl du eine gute Leistung erbringst, auch gegen schwierige Gegner.

 

Natürlich ist das Imposter Syndrom auch nur ein Imposter Syndrom, wenn du auch wirklich etwas auf dem Kasten hast. Aber wenn du seit Jahren trainierst oder in einem bestimmten Job arbeitest kann es fast gar nicht sein, dass du nicht gut bist. Du bist gut, aber du schiebst deinen Erfolg immer darauf ab, dass es halt "eine einfache Challenge" war oder "andere halt die Hauptarbeit geleistet haben" oder was auch immer.

 

Das Imposter Syndrom gibt es auch bei selbständigen Menschen gerne. Wenn du plötzlich innehältst und dir denkst: "Was mache ich hier eigentlich? Ich habe doch keine Ahnung von XYZ!", obwohl du XYZ gelernt und mehrfach erfolgreich angewendet hast.

 

 

Das Imposter Syndrom im Kampfsport

 

Jetzt wo du weisst, was das Impostersyndrom ist, kommt es dir bekannt vor? Und wie äussert sich das Imposter Syndrom im Kampfsport? Wieso kann es gefährlich werden, wenn du zu sehr an dir zweifelst?

 

Es klingt ja irgendwie erstmals, sagen wir, "härzig".

Niemand mag Angeber und ein bisschen bescheiden zu sein ist sympathisch und hält dich auf dem Boden. Nur ist das Imposter Syndrom mehr als eine leichte Bescheidenheit. Und auch wenn ich behaupte, dass viele von uns eine leichte oder schwerere Form des Hochstaplersyndroms kennen, es kann tatsächlich problematisch werden, wenn wir uns und unsere Gedanken nicht genau beobachten.

 

Denn übernimmt dieses Syndrom die Überhand, wird es schwierig mit dem Erfolg. Wenn du dich nämlich zu klein hältst, kannst du das chronische (das heisst, es ist immer da und nicht bloss ab und zu) Gefühl entwickeln, nicht gut genug zu sein. Du wirst dich immer unterschätzen und somit Chancen nicht anpacken, die dir geboten werden. Es kann sein, dass du dich zu sehr auf Wertschätzung und Bestätigung von aussen verlässt, eine gefährliche Abhängigkeit.

 

Wahre Leistung, die volle Nutzung deines Potenzials, kann nur aus einer starken Mitte kommen. Aus einem tiefen Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten.

 

Das heisst nicht, dass erfolgreiche Athlet*innen nie mit dem Impostersyndrom zu kämpfen haben. Ich glaube es ist normal, es ab und zu zu fühlen. Aber du musst lernen, damit umzugehen und dich aus diesem Zyklus zu befreien, sonst torpedierst du deinen eigenen Erfolg und wirst zum Spielball deiner Unsicherheiten.

 

Was kannst du also tun?

 

 

So holst du dich aus dem Imposter Zyklus

 

Es geht um Mindset. Um deine mentale Kraft. Die gute Nachricht: Diese kann trainiert werden. Es gibt ein paar Schritte, die du mal für dich ausprobieren kannst, wenn dein Impostersyndrom dich plagt:

 

  1. Erkenne die fiesen Gedanken.

Alles fängt mit dem ersten Schritt an. In diesem Fall ist der erste Schritt, deine eigenen Gedanken bewusst wahrzunehmen. Wenn dein interner Dialog Dinge sagt wie: "das war halt Glück", oder "ich habe zufällig getroffen", dann sind das Anzeichen.

 

  1. Sage "Stopp!"

Sage dir in diesen Momenten, wenn du solche Gedanken erkennst, bewusst "Stopp!" Halte inne und fühle in deine Gedanken hinein. Wieso denkst du, was du denkst? Wo kommen diese Gedanken her?

 

  1. Drehe den Satz um.

Ich will, dass du im dritten Schritt deine Gedanken umdrehst. Sage dir bewusst, "das hier ist das Resultat meiner harten Arbeit und meiner erlangten Fähigkeiten" oder "das hier habe ich mir hart erarbeitet und deshalb hat es geklappt". Du kannst auch noch anhängen "und darum werde ich weiterhin hart trainieren, um noch besser zu werden".

 

Das ist mal ein Anfang.

 

Ich möchte aber auch betonen, dass es eventuell nicht ausreicht, diese drei Punkte umzusetzen. Versuche es, aber ich empfehle dir, mit einem Mental Coach oder, in extremeren Fällen des Impostersyndroms, mit einem Psychologen darüber zu reden.

 

Häufig haben diese Gedanken ihren Ursprung tief in deinem Unterbewusstsein und es lohnt sich, der Sache genauer auf den Grund zu gehen.

 

 

Fazit

 

Das Imposter- oder Hochstaplersyndrom ist in einem gewissen Mass normal. Wenn es aber Überhand nimmt, kann es dich extrem ausbremsen.

 

Es lohnt sich deshalb, deinem Impostersyndrom auf den Grund zu gehen, damit es dich nicht kontrolliert.

 

In einem ersten Schritt solltest du lernen, es zu erkennen, zu stoppen und den Gedanken umzudrehen. Das kann schon viel bewirken. Wenn es aber zu sehr ausser Kontrolle gerät, hol dir Hilfe. Es lohnt sich.

 

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