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"Spürst du die Energie in diesem Kreis? "
Oder auch:
"Wenn du deine Zunge an deinen Gaumen drückst, erreichst du einen Meridianpunkt. Dieser hilft dir beim Entspannen."
Fand ich früher einleuchtend. Heute jedoch, bin ich skeptisch und tue solche Dinge eher mit einem mehr oder weniger extremen Augenrollen ab.
Nicht jede*r denkst so. Ist mir durchaus bewusst.
Also wie so viele andere spannende Themen, beginnt auch dieses mit einem
Disclaimer:
Dieser Artikel entspringt meinem Kopf und meiner Meinung. Du denkst vielleicht anders darüber und das ist ok. Wir sind alle Kampfkünstler*innen / Kampfsportler*innen und dürfen und sollten uns über diese Themen austauschen. Respektvoll, versteht sich.
Kampfkunst vs. Kampfsport
Ich habe mich in meinem Podcast, in Interviews und in Blogs schon ab und zu über den Unterschied zwischen Kampfkunst und Kampfsport geäussert.
Zum Verständnis: Kampfkunst sind für mich die asiatischen Künste, die eine gewisse Historie und Philosophie beinhalten. Häufig werden einem nebst einer Kampfkunst hier Werte aus religiösen Ideen oder fernöstlichen Heilungs- oder Energiearbeit weitergegeben.
Kampfsport bedeutet nach meinem Verständnis, dass nur der Sport wichtig ist. Ohne, dass eine Philosophie daran gebunden wird.
Ich hatte das Privileg, beide kennenlernen zu dürfen. Und ich sage bewusst Privileg.
Ich war ca. 10 Jahre lang Kung Fu Kampfkünstlerin. Meine Lehrer und sogar mehrfache Trainings durch Shaolinmönche aus China brachten mir viel bei. Nicht nur auf der körperlichen Trainingsebene, sondern auch auf einer spirituellen.
Und obwohl ich heute anders denke über spirituelle Themen wie früher (Bottom Line: Ich glaube nicht an deren Existenz), habe ich wichtige Dinge gelernt. Dinge, die mich definitiv zu einer besseren Kampfsportlerin machen.
Was Kampfkunst besser macht als Kampfsport
Ein Beispiel und wohl der grösste Plusfaktor ist hier die Meditation. Mir wurde in der Kampfkunst beigebracht, zu meditieren. Wir lernten, uns ruhig hinzusetzen, tief zu atmen und unsere Gedanken ziehen zu lassen. In Trainingslagern taten wir dies jeweils 1-2 mal täglich, 40 Minuten lang.
Wenn man sich das Thema Meditation wissenschaftlich anschaut lernt man, dass Meditation tatsächlich auch einen Einfluss auf das Gehirn hat. So kann es helfen, die exekutiven Fähigkeiten und den Fokus zu verbessern. Ein riesiger Vorteil für dich, wenn du (wie ich) ein ADHS Mensch bist.
Aber Meditation kann auch unterstützend wirken bei Stress, Depressionen und sogar bei Schmerzen. Durch die Übungen werden gewisse Areale im Gehirn erreicht, in welchen diese Prozesse stattfinden. Ausserdem hilft die Meditation dabei, das bekannte und manchmal sehr unangenehme und laute Gedankenblabla zu stoppen.
Häufig wurden wir im Kampfkunsttraining auch dazu angehalten, uns ganz bewusst unseren Emotionen klar zu werden. Wenn du lernst, in dich zu gehen und in dich reinzuhören kannst du lernen, Muster zu durchbrechen, die dich behindern.
Dies löst Knöpfe im Leben und somit auch im Sport.
Zu lernen, im Moment sein und wahrzunehmen, was jetzt ist, ist ein weiteres Beispiel. Es kann dich dafür empfänglich machen, präsenter zu sein, im Moment zu leben und dankbar zu sein für das, was ist.
Mentaltraining
Alle diese Komponenten: Meditation, die eigenen Emotionen wahrnehmen, Im Moment zu sein, Dankbarkeit zu üben… Sie begegnen dir wieder, wenn du dich mit dem Thema Mentaltraining auseinandersetzt.
Ein immer noch sehr unterschätzter Faktor im Sport.
Denn du kannst körperlich noch so trainiert sein. Wenn du mental nicht an dich glaubst wirst du nicht deine volle Leistung abrufen können.
Fazit
Ich mache seit bald 14 Jahren Martial Arts. Ich war 10 Jahre lang im Kung Fu und seit 7 Jahren bin ich Kickboxerin (es gab hier eine Übergangsphase). Ich habe vor vielen Jahren stark an spirituelle Ideen geglaubt. Heute nicht mehr. Ich persönlich habe in beiden Welten viele wertvolle Inputs gelernt und mitbekommen.
Ich finde es wichtig, skeptisch zu sein, und dennoch offen zu bleiben. Ein Spagat, durchaus.
Wie sind deine Erfahrungen damit?
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